Ab wann ist ein Sehtest für Kinder nötig? Mit dieser Frage werden Eltern konfrontiert, sobald ihr Kind auf der Welt ist. Babys und Kinder sehen die Welt völlig anders als wir Erwachsene – ihr Sehvermögen muss sich erst entwickeln. Warum es wichtig ist, Baby- und Kinderaugen regelmäßig überprüfen zu lassen.
Sehen, ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit, über die sie in der Regel nicht weiter nachdenken. Dabei sind die Vorgänge, die Sehen ermöglichen komplex. Deutlich wird das mit der Entwicklung des Sehvermögens bei Babys.
Sehschärfe muss sich entwickeln
Kinder sehen von Geburt an. Doch die Sehschärfe muss sich erst entwickeln, ebenso wie die Bewegungen der Augen. Sie müssen sich erst einspielen und aufeinander einstellen. Eine Entwicklung, die Zeit braucht. Im Alter von drei, vier Monaten etwa können Babys bereits entferntere Gegenstände wahrnehmen. Bemerkbar macht sich das, indem sie versuchen, danach zu greifen.
Babys ergründen ihre Welt mit den Händen, Augen und dem Mund
Foto: Colin Maynard, Unsplash
Wesentlich gezielter, klappt das schon in einem Alter von sieben Monaten. Nun können Babys auch Gegenstände erkennen, die nicht in ihrer Reichweite liegen. Die Bewegung dorthin ist präziser als noch vor ein paar Monaten. Immer mehr wird es versuchen, den Gegenstand, der seine Aufmerksamkeit erweckt, zu erreichen. Mit Händen und dem Mund untersucht das Baby nun die Gegenstände intensiv zu ergründen. Dabei sind auch die Augen gefordert, durch gezieltes Sehen, die Wahrnehmung zu verstärken. Schließlich erfassen wir mit unseren Augen etwa 80 Prozent unserer Umgebung.
50 Prozent Sehvermögen
Das erste Lebensjahr ist sehr entscheidend für eine gute Sehentwicklung. Dabei sollten Eltern aber nicht nur auf die Entwicklung der Augen achten. Die gesamte körperliche, soziale und geistige Entwicklung ist ausschlaggebend. Ist ein Kind ein Jahr alt, hat es etwa 50 Prozent der Sehkraft eines Erwachsenen erreicht. Als Vergleich: Neugeborene sehen zunächst unscharf und können vor allem Hell-Dunkel-Kontraste erfassen.
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Sehen wird immer schärfer
Im zweiten und dritten Lebensjahr wird das Sehen bei Kindern immer schärfer. Die Entwicklung schreitet aber nicht mehr so rasant voron, wie im ersten Lebensjahr. Um eventuellen Fehlentwicklungen der Augen entgegenzuwirken, ist es ratsam einen Sehtest für Kinder und Babys frühzeitig und regelmäßig durchzuführen. Schon im Babyalter sollten deshalb die Angebote im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche eingehalten werden. Bereits im Babyalter kann durch Sehtests der Entwicklungsstand der Augen festgestellt werden.
Räumliches Sehen und Sehschärfe
Ebenfalls im Alter von einem Jahr entwickelt sich die Fähigkeit für räumliches Sehen. Sie festigt sich im Laufe der nächsten Jahre. Aber erst im Alter von neun Jahren ist sie voll entwickelt und entspricht der eines Erwachsenen. Das heißt, erst dann ist ein Kind in der Lage zu erfassen, ob beispielsweise zwei Autos auf der Straße unterschiedlich entfernt sind. Doch Vorsicht, das Sehvermögen von Neunjährigen entspricht noch nicht dem von Erwachsen. Erst im Alter von etwa 12 Jahren ist es vollständig ausgeprägt. Bis dahin ist das Gesichtsfeld, noch eingeschränkt. Also die Wahrnehmung des mit beiden Augen erfassbaren Bereichs.
Da es also etwa 12 Jahre dauert, bis die Sehkraft von Kindern vollständig entwickelt ist, sollten die Augen regelmäßig kontrolliert werden. Einen Sehtest für Kinder führen nicht nur Augenärzte durch, sondern auch Optiker. Das ersetzt den Besuch bei Augenarzt zwar nicht, ist aber eine gute Unterstützung für die Augengesundheit von Heranwachsenden.
Wichtig bei der Brillenwahl: Die Brille muss dem Kind gefallen
Fröhliche Farben und flexible Bügel sind ideal für kleine Brillenträger
Von bunt bis dezent – Kinderbrillen gibt es vielen Varianten
Fotos: Christiane Manow-Le Ruyet
Schule – eine Herausforderung
Wenn im Alter von etwa sechs Jahren Kinder in Schule kommen, ist ihre Sehkraft noch nicht vollständig entwickelt. Augen brauchen Bewegung und vor allem frische Luft, um gesund heerauswachsen zu können. Eine große Herausforderung, denn in der Schule ist der Blick oft starr auf Tafel oder White Board gerichtet. Hinzu kommen noch allerlei elektronische Geräte wie Handy, Tablet, PC-Screen, die es gerade Kindern nicht leicht machen, ihre Augen zu bewegen. Die Folge ist eine steigende Kurzsichtigkeit, wie in einer Studie von 2018, die im Fachmagazin „Nature Genetics“ veröffentlicht wurde, bestätigt.
Experten gehen auch davon aus, dass die Zahl der Kurzsichtigkeit unter Kindern und Jugendlichen durch die Corona-Pandemie weiter in die Höhe geschnellt ist, wie der Informationsdienst für Wissenschaft berichtet. Für Abwechslung im Sehalltag von Kindern zu sorgen, ist wichtig. Zudem sollten digitale Geräte nicht ununterbrochen verwendet werden. Genaue Zeiten festzulegen ist je nach Altersstufe sinnvoll. Die Initiative Schau hin gibt auf ihrer Website genaue Hinweise dazu, wie die Bildschirmzeit von Kindern geregelt werden kann.
Regelmäßige Sehtests für Kinder sind für die Augengesundheit unerlässlich
Foto Caleb Woods, Unsplash
Sehtest für Kinder
Es gilt also nicht nur im Baby- und Kinderalter Augen genau – im wahrsten Sinne des Wortes – unter die Lupe zu nehmen, sondern sie vor allem regelmäßig untersuchen zu lassen. Denn je früher Beeinträchtigungen erkannt werden, desto besser lassen sie sich behandeln oder sogar komplett beheben. Vor allem wenn sie in den ersten drei Lebensjahren entdeckt werden. Dann kann es schon ausreichen, wenn Kinder ihre Brillen mehrere Stunden am Tag tragen oder das gesunde Auge beispielsweise abgedeckt wird.
Zu wenig Sehtests durchgeführt
Sehtests für Kinder helfen Sehbeeinträchtigungen rechtzeitig zu erkennen, um entsprechend zu handeln. Offensichtlich ist das aber nicht eine Selbstverständlichkeit. Wie der Berufsverband der Augenärzte e.V. herausgefunden hat, werden noch immer 60 Prozent der Augenerkrankungen bei Kindern zu spät erkannt. Regelmäßige Kontrollen von Kinderaugen sind deshalb unerlässlich.