Kaum zu glauben. 30 Jahre sind inzwischen vergangen, seit wir 1989 unser Ladengeschäft an der Lassallestraße 95 in der Münchner Lerchenau eröffnet haben. Das ist natürlich ein Grund zu feiern. Das ganze Jahr über werden wir mit verschiedenen Aktionen unseren runden Geburtstag begehen. Den Auftakt macht am 16. Februar 2019 der Schäfflertanz auf dem Platz der Ladenstraße.
Der Schäfflertanz ist eine Münchner Tradition und findet nur alle sieben Jahre statt. Er geht auf das Jahr 1517 zurück. Damals wurden die Münchner Bürger von einer grauenvollen Pest massenweise dahingerafft. Mehrmals wütete die ansteckende Erkrankung in der Stadt: 1463, 1515 und 1517.
Scharfe Kontrollen
Obwohl nur das Neuhauser- und das Isartor geöffnet waren, fiel es schwer, der Pest den Garaus zu machen. Die Tore wurden scharf bewacht. Jeder der hinein wollte, musste seinen Gesundheitspass vorlegen und sich genau untersuchen lassen. Briefe wurden geräuchert, Geld mit Essig abgewaschen. Straßen, in denen Pestkranke lebten, verriegelte man mit Brettern, wie in der Eisenmanns-, Damenstiftstraße und der Kreuzgasse.
Die Pest grassierte fürchterlich, was die Münchner Bürgen in Angst und Schrecken versetzte. Sie ließen sich nicht mehr auf den Straßen blicken. Auch Landleute mieden die Stadt. Das führte dazu, dass bald die Lebensmittel knapp wurden.
Schäfflertanz als Hoffnungsschimmer
Selbst nach Ende der Pest war die Furcht der Bürger vor der Pest noch so groß, dass auf den Straßen nach wie vor Totenstille herrschte. Da kam ein findiger Münchner auf die Idee, der Stadt wieder mehr Leben einzuhauchen. Sein Name ist leider nicht überliefert. Um die Bürger auf andere Gedanken zu bringen, wollte er sie mit einem lustigen Schauspiel aufheitern. Da er zur Zunft der Schäffler, also der Fassmacher, gehörte, schlossen sich auch seine Berufskollegen an.
Musik sorgte für Leben auf den Straßen
Als die Schäffler mit ihrer fröhlichen Musik durch die Straßen von München zogen, machte das die Bürger neugierig. Es dauerte nicht lange, bis sie sich von der Fröhlichkeit anstecken ließen und auf die Straßen gingen. Dort entdeckten sich manch Totgeglaubter wieder, was die Freude umso mehr verstärkte. Auf dem Marktplatz führten die Schäffler ihren Tanz mit den grünen Laubreifen auf. Auch die Kirchglocken ertönten zum Dankgebet.
Nach dem Schäfflertanz zogen sie durch alle Münchner Straßen. Damals war München nur so groß wie die heutige Altstadt und war von einer Stadtmauer umgeben.
Metzgersprung
Selbst die Metzger unterstützten die Schäffler. Dadurch entstand auch der Metzgersprung. Denn nach dem Tanz der Schäffler gingen die Metzger vor Freude im Fischbrunnen auf dem Marienplatz baden. Bis zum zweiten Weltkrieg war es Brauch, Lehrlinge nach Ende der Lehrzeit mit einem Bad zu verabschieden. Heute findet der Metzgersprung alle drei Jahre in München statt.
Warum jedes siebte Jahr?
Dazu gibt es jede Menge Vermutungen. Da die Pest etwa alle sieben Jahre auftrat, sollte der Schäfflertanz vor der Erkrankung bewahren. Eine weitere Erklärung ist: Die Zahl Sieben ist in der Mythologie eine Glückszahl. Auch das könnte eine Rolle gespielt haben. Da es aber damals in München außer dem Schäfflertanz noch weitere Handwerksbräuche gab, könnte auch sein, dass die Schäffler nach einem bestimmten Zeitplan der Zünfte eingesetzt wurden. Vielleicht aber hat auch Herzog Wilhelm IV den Schäfflern das Recht gegeben, ihren Tanz alle sieben Jahre aufzuführen.
Da der nächste Schäfflertanz also erst wieder in sieben Jahren stattfindet, sollten Sie den diesjährigen auf keinen Fall verpassen.
Am 16. Februar 2019 um 11.00 Uhr, Lassallestraße im Ladenzentrum
Zeichnungen: Christiane Manow-Le Ruyet, content-expertin.de
Die Schäfflertanzgruppe 2012 im Süddeutschen Verlag.
(Video bereitgestellt von Ken Ottmann)